Das Projekt „Stolperstein“ - ein Mahnmal

In den 70er Jahren begannen viele Künstler, das Gedenken an die NS-Diktatur aufzugreifen. Einer dieser Künstler ist der 1947 in Berlin geborene Gunter Demnig. Mit seinem Projekt, in dessen Rahmen er seit 1992 sogenannte „Stolpersteine“ verlegt, erinnert er an die Opfer des Nazi-Terrors.
Denn „ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“ Diesen Satz aus dem Talmud zitiert der Künstler oft im Zusammenhang mit seinem Projekt; er verdeutlicht das Anliegen der Stolpersteine: Den Namen, die im Nationalsozialismus zu Nummern geändert wurden, ihre Identität zurückzugeben. Dazu werden die kleinen quadratischen Messingplatten, die auf einem Betonsockel befestigt sind, in den Gehweg vor den letzten selbst gewählten Wohnorten der Opfer eingelassen, so dass sie sich direkt in unserem Alltag befinden und die Auseinandersetzung mit der Verfolgung im Nationalsozialismus und deren Opfern fordern. Jeder einzelne Stolperstein steht für ein Schicksal. Um die Individualität und das Gedenken an jedes Opfer des nationalsozialistischen Terrors zu erhalten, werden die Inschriften von Hand in die Messingplatte eingemeißelt. Diese geben Auskunft über Name, Geburtsjahrgang und Schicksal der Verfolgten. Das Hinabbeugen, das zum Lesen dieser Informationen notwendig ist, soll als eine Verbeugung vor den Opfern gedeutet werden. Die Stolpersteine haben seit dem Beginn eine große internationale Bedeutung erlangt, da sie als größtes dezentrales Mahnmal weltweit einmalig sind. Das Projekt ist jedoch nicht nur bedeutsam für die heutige Gedenkkultur, sondern hat auch eine große Wirkung auf die Gesellschaft.
Da es hauptsächlich auf gesellschaftlichen Initiativen basiert, werden diese einzelnen Organisationen verschiedener Städte und Gemeinden miteinander verknüpft. Außerdem führen die Stolpersteine zu einer intensiven Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Die Beteiligungsmöglichkeiten am Projekt sind vielfältig: Recherchearbeit leisten, Berichte schreiben, Patenschaften für die Stolpersteine übernehmen... . Mit diesen verschiedenen Aufgaben ist es möglich, Menschen aus allen Generationen einzubeziehen und diese so zu verbinden. Heute ist das Projekt „Stolperstein“ auf ca. 69.000 Steine (Stand: Mai 2018) angewachsen, die sich sowohl in Deutschland, als auch im Ausland befinden.