Therese Zuckerkandl

Therese Zuckerkandl, geborene Kern, wurde am 20. Dezember 1861 in Gleiwitz als Tochter des Großindustriellen Heinrich Kern (1825-1890) und seiner Ehefrau Agnes Kern, geborene Nothmann (1840-1931) geboren.
Der Vater stammte aus Österreich, wo er eine gute Bildung genossen hatte, die er auch Therese und ihrer Schwester Marie Straubel zuteil werden ließ. 1886 zog die Familie nach Berlin, da der Vater wegen seiner instabilen Gesundheit alle Ämter aufgegeben hatte. In Berlin lernte Therese Zuckerkandl den Privatdozenten Dr. Robert Zuckerkandl kennen, den sie am 20. Dezember 1887 in Wien heiratete. Nachdem Robert Zuckerkandl in Wien sein Studium abgeschlossen hatte, wurde er 1894 als „außerordentlicher Professor“ an die Deutsche Universität in Prag berufen. Prag bot eine Vielfalt an Bildung und Kultur. Therese Zuckerkandl war unter anderem Mitglied im deutschen Amateur- Fotografie- Club.
Kurz nachdem sich das Ehepaar in Prag eingerichtet hatte, kam die Witwe von Maximilian Nothmann, einem Onkel von Therese Zuckerkandl, der in Brasilien ermordet wurde, mit ihren fünf Kindern nach Deutschland. Mit der Adoption und Erziehung von deren ältester Tochter Helene kam den Eheleuten eine neue Lebensaufgabe zu, der sie sich mit voller Zuwendung annahmen.

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Therese Zuckerkandl
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Therese Zuckerkandls Cousine und Adoptivtochter: Helene Langer
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Therese Zuckerkandls Schwester: Marie Straubel

Am 28. Mai 1926 starb Robert Zuckerkandl und seine Frau zog zog daraufhin nach Jena, wo seit 1919 ihre Adoptivtochter mit ihrer Familie, ihre Schwester Marie Straubel und weitere Verwandte lebten. Dort wurde sie Mitglied im Jenaer Kunstverein. Sie beauftragte Walter Gropius mit dem Bau einer Bauhausvilla in der Weinbergstraße 4a auf einem steil ansteigenden Grundstück. Ihr Wohnhaus gehörte zu den kulturhistorisch bedeutsamen Gebäuden Jenas, es wurde zu einem gesellschaftlichen Mittelpunkt der Stadt. Heute ist die Villa denkmalgeschützt. Sie verfolgte den Hausbau kritisch und wachsam, was man aus Briefen, die sie an Walter Gropius adressierte, herauslesen kann. Therese Zuckerkandl war eine leidenschaftliche Fotografin und dokumentierte viele ihrer Reisen. Seit 1935 setzten ihr die öffentlichen Schikanen und auch zunehmende Altersbeschwerden immer mehr zu. Der Ehemann ihrer Adoptivtochter Wilhelm Langer, auf dessen Namen das Haus errichtet worden war, wurde von den Nationalsozialisten aufgefordert, ihr die Wohnung zu kündigen, was dieser aber ablehnte. Am 7. Juli 1942 sollte die betagte Frau in das Waggonlager in der Löbstedter Straße umziehen, weigerte sich aber, dies zu tun. Bald darauf erhielt sie ihren Deportationsbescheid, woraufhin sie sich am 10. September 1942 das Leben nahm.
Am 7. Mai 2008 wurde zum Gedenken an Therese Zuckerkandl ein Stolperstein in der Weinbergstraße 4a verlegt.