Hermann Friedmann

Hermann Friedmann wurde am 19. März 1870 als Sohn des Viehhändlers Abraham Friedmann in Marisfeld geboren. Später erlernte er das Fleischerhandwerk in Barchfeld/Werra und durchquerte große Teile Deutschlands. Er arbeitete zum Beispiel in Großstädten wie Bremen, Frankfurt am Main und Dortmund. Im September 1892 wurde er als Darm- und Fellgroßhändler selbstständig und kam mit seiner Ehefrau Klara, geb. Friedmann, nach Jena.
Hier eröffnete das Ehepaar in der Grietgasse ein Geschäft für den Fleischereibedarf, welches sich zu einem internationalen Unternehmen entwickelte. Das ermöglichte der Familie Friedmann den Aufstieg in den wohlhabenden Mittelstand. 1928 kauften sie die Villa in der Scheidlerstraße 3. Die Friedmanns besaßen viele Angestellte; von einem Koch über den Chauffeur bis hin zu Kindermädchen für die beiden Kinder Arthur und Martha.

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Hermann Friedmann
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Hermann Friedmanns Frau: Klara Friedmann
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Hermann Friedmanns Tochter: Martha Walter
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Hermann Friedmanns Schwiegersohn: Alfred Walter

Hermann Friedmann engagierte sich sehr für das jüdische Leben in Jena, er spielte eine wesentliche Rolle bei der Gründung der „Israelitischen Religionsgemeinschaft“ in Jena.
Die Mitglieder dieser Gemeinschaft setzten sich gegen die Verweltlichung und für die Bewahrung von jüdischen Traditionen ein. Somit entwickelte sich das Haus in der Scheidlerstraße 3 zu einem inoffiziellen Zentrum des jüdischen Lebens in Jena. Dort fanden Gottesdienste und religiöse Feste statt, die Kinder erhielten Religionsunterricht und wurden als Juden erzogen. Ab April 1933 war aber auch die Familie Friedmann zunehmend den Anfeindungen gegen jüdische Bürger ausgesetzt. In der Reichspogromnacht am 9./10. November 1938 wurden Hermann und sein Sohn Arthur Friedmann verhaftet und ins KZ Buchenwald deportiert. Anfang Dezember 1939 wurde Hermann Friedmann wegen schwerer Krankheit entlassen, und verstarb am 15. Februar 1940. Seine Firma hatte er bereits 1938 an einen „arischen“ Unternehmer abgeben müssen, neuer Besitzer war die Familie Hörcher.
Die Tochter Martha und ihr Ehemann Alfred Walter wurden nach Polen deportiert und ermordet. Der Sohn Arthur wurde kurz nach seiner Festnahme in der Pogromnacht wieder entlassen und konnte mit seiner Familie in die USA fliehen.
Zum Gedenken an das Ehepaar Friedmann wurden am 23. Mai 2007 zwei Stolpersteine in der Grietgasse 25/26 verlegt.