Clara Fanny Rosenthal

Clara Rosenthal wurde am 9. April 1863 als Fanni Klara Elstaedter geboren. Sie wuchs in einem gutbürgerlichen jüdischen Elternhaus in Karlsruhe auf. Ihr Vater war der Fabrikant Jakob Julius Elstaedter, ihre Mutter war Clementine Elstaedter, geborene Herz. Über ihre Kindheit ist nur wenig bekannt, jedoch weiß man, dass sie bereits mit 16 Jahren zur Vollwaise wurde, als ihre Mutter, die zu diesem Zeitpunkt schon Witwe war, am 17. Februar 1879 starb.
Am 9. August 1885 heiratete sie in Heidelberg den Juristen Eduard Rosenthal.
Dieser arbeitete seit 1880 als Privatdozent an der Jenaer Universität und war außerdem Mitglied im Thüringer Landdtag, wodurch er maßgeblich an der Erstellung der Thüringer Verfassung beteiligt war. Als Ehefrau dieses angesehenen Mannes genoss auch Clara Rosenthal viel Ansehen. Am 15. August 1887 wurde ihr einziger Sohn Curt Arnold Otto Rosenthal geboren, der evangelisch getauft wurde. Im Jahre 1892 bezog die Familie eine Villa in der Kahlaischen Straße, die Eduard Rosenthal zuvor hatte erbauen lassen und die den Namen „Villa Rosenthal“ trug. Dieses Haus wurde zu einem wichtigen Treffpunkt für die „geistige Elite“ Jenas und die Abende waren gesellschaftliche Ereignisse in der Stadt.
Clara Rosenthal war viel gereist, auch in andere Länder. Sie galt lange Zeit als die schönste und „eleganteste Frau Jenas“ (Laudien, Stephan:Eleganteste Frau Jenas.Porträt der Clara Rosenthal fand sich in der Uni-Bibliothek,In:Thüringische Landeszeitung,16.03.2011,S.2) und genoss ihre gehobene gesellschaftliche Stellung.

Clara Rosenthal

Als der einzige Sohn, der als Kriegsfreiwilliger in den ersten Weltkrieg gezogen war, am 30. Oktober 1914 bei Lille (Frankreich) fiel, gab es keine direkten Nachkommen mehr, die als Erben hätten eingesetzt werden können. Als Eduard Rosenthal am 25. Juni 1926 verstarb, war Clara Rosenthal zunächst alleinige Erbin. Sie erhielt das lebenslange Wohnrecht. Nach ihrem Tod sollten große Teile des Vermögens als Stiftung an die Universität Jena übergehen und das Haus mit Garten der Stadt Jena übertragen werden. Dies zeigt die enge Verbundenheit des Ehepaares mit der Stadt. Später erhielt Grete Unrein, die auch in der Zeit des Nationalsozialismus trotz Bespitzelungen durch die Nationalsozialisten zu Clara Rosenthal gehalten hatte, das Erbrecht und wurde als Nachlassverwalterin eingesetzt. Nach dem Tod ihres Mannes war Clara Rosenthal immer mehr den Anfechtungen der Nationalsozialisten ausgesetzt. Nicht nur, dass sie als „Volljüdin“, die keinerlei familiären Schutz besaß, die Nürnberger Gesetze besonders hart zu spüren bekam, der kulturell sehr geprägten Frau war es nun untersagt, Konzerte, Theater, Kinos und Ausstellungen zu besuchen, sie durfte nur noch in bestimmten Geschäften einkaufen und musste die Ausgangssperre ab 20 Uhr einhalten. Aber die Nationalsozialisten versuchten auch, sie aus ihrem Haus zu vertreiben, mit der Begründung, dass eine Jüdin nicht in einem „arischen“ Haus wohnen dürfe. So sollte sie in eines der bereits bestehenden Judenhäuser, Hermann Friedmann oder Josephy, umquartiert werden, was allerdings durch ihr lebenslanges Wohnrecht verhindert wurde. Immer stärker wurde Clara Rosenthal eingeschränkt, auf der einen Seite durch die Maßnahmen der Nationalsozialisten und dem öffentlichen Antisemitismus, auf der anderen Seite durch sich anhäufende Krankheiten. Schließlich konnte sie den ständigen Schikanen nicht mehr standhalten und nahm sich am 11. November 1941 mit einer Überdosis Veronal das Leben.
Lange Zeit war kein Bild von Clara Rosenthal vorhanden, bis im Herbst 2013 ein Gemälde in Paderborn wiedergefunden wurde. Dieses galt bis dahin als Gemälde einer unbekannten Frau mit Hund, bis es aufgrund von Recherchen des Kunsthistorikers Stephan Laudien als Gemälde von Clara Rosenthal identifiziert wurde.
Es wurde 2014 der Stadt Jena übergeben, heute ist es in der Villa Rosenthal zu besichtigen.
An Clara Rosenthal erinnert heute eine Gedenktafel an ihrem Wohnhaus, die von Mitgliedern der juristischen Fakultät angebracht wurde. Die Villa Rosenthal ist seit 2009 eine Begegnungsstätte, in der Konzerte, Ausstellungen, Vorträge etc. stattfinden. Außerdem ist im Obergeschoss eine Dauerausstellung zum Schicksal des Ehepaares zu finden.
Zum Gedenken an Clara Rosenthal wurde am 2. Juni 2010 ein Stolperstein in der Mälzerstraße 11 gesetzt.